Reaktion auf die Erhöhung der Dienstwohnungswerte per 1. Januar 2024

Wir erwarten von unserer Arbeitgeberin, dass sie sorgfältiger kommuniziert und die betroffenen Pfarrpersonen unterstützt, z.B. mit folgenden Massnahmen:

Reaktion auf die Erhöhung der Dienstwohnungswerte per 1. Januar 2024 Allgemeines

An der Sektionspräsidienkonferenz vom 6. März 2023 wurde seitens des Synodalrats mitgeteilt, die in Aussicht gestellten Erhöhungen der Dienstwohnungswerte werde «moderat» aus- fallen. Nun ist es so, dass, gemäss Auskunft Synodalrat vom 4. September an die Kirchgemeinde Saanen-Gsteig, 67 Dienstwohnungswerte zwischen 10 und 20% erhöht würden und 9 bzw. 10 Fälle sogar zwischen 40 und 60%. 77 Werte erführen eine Erhöhung zwischen 0 und 10%.

Uns erscheinen die Erhöhungen keineswegs moderat, sondern gerade die, die um mehr als 20% steigen, als signifikant.

Erwartungen an die Arbeitgeberin

Eine derartige Veränderung erachten wir als einschneidend. Wir erwarten von unserer Arbeitgeberin, dass sie sorgfältiger kommuniziert und die betroffenen Pfarrpersonen unterstützt, z.B. mit folgenden Massnahmen:

Beratungsangebot: Gleichzeitig mit der technischen bzw. juristischen Information über die erhöhten Werte hätte die Kirchenleitung anbieten müssen, Kirchgemeinden und Pfarrpersonen bei Bedarf umfassend und spezifisch zu beraten. (Der bereits erbrachte Hinweis auf die Möglichkeit, zusätzliche Zimmer zur allgemeinen Nutzung für die Kirchgemeinde abzutreten, ist nur eine Möglichkeit, die womöglich aber nicht in jedem Fall aus etwa baulichen, logistischen oder persönlichen Gründen gewählt werden kann.) Wir sehen etwa in der Einrichtung eines Härtefallfonds oder der Erhöhung der Amtsraumrückerstattung Möglichkeiten, die erhöhte Belastung der Pfarrpersonen tragbarer zu machen.

Rückendeckung gegenüber den Kirchgemeinden: Die Verhältnisse zwischen Pfarrpersonen und Kirchgemeinderäten sind in nicht wenigen Kirchgemeinden angespannt. Vor diesem Hintergrund ist es für Pfarrpersonen schwierig, mit der Bitte um Erleichterung bei Mietzinsen an die Behörde zu gelangen. Die Wahrscheinlichkeit, nicht verstanden zu werden, ist hoch. Wir erwarten von einer fürsorglichen Arbeitgeberin, dass sie ihren betroffenen Angestellten diesen Gang erspart und selbst an die Kirchgemeinderäte herantritt. Viele der bei uns eingegangenen heftigen Reaktionen aus der Pfarrschaft sind wohl auch darin begründet, dass sie einmal mehr von ihrer Arbeitgeberin den Rücken zu wenig gestärkt weiss und sich auf sich alleine gestellt sieht.

Steigerung der Attraktivität des Pfarrberufs: Gerade für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger mit verhältnismässig tiefem Gehalt und geringen Anstellungsprozenten sind die signifikanten Erhöhungen der Mietzinse eine hohe finanzielle Belastung. Zu allen anderen strukturellen Unwägbarkeiten des Pfarramts und vor allem auch der in Aussicht gestellten Reduktion der Stellenprozente kommt nun diese Erhöhung der Mietzinse belastend hinzu.

Wir erwarten von einer weitsichtigen und vertrauenswürdigen Arbeitgeberin, dass sie sich spürbar und konkret für einen Erhalt der Attraktivität des Pfarrberufs einsetzt.

Unterstützung der Kirchgemeinden: Die früheren Gemeindezulagen wurden schon vor langer Zeit abgeschafft mit dem Argument, reichere Kirchgemeinden sollten sich auf dem Stellenmarkt keinen Vorteil gegenüber ärmeren verschaffen können. Mit der Erhöhung der Mietpreise der Dienstwohnungen geraten nun diejenigen Kirchgemeinden ins Hintertreffen, deren Dienstwohnungswerte vergleichsweise stark erhöht werden. Wir befürchten, dass noch mehr Pfarrhäuser nicht mehr bewohnt würden und so eine weitere Institution mit gesamtgesellschaftlichem Nutzen verschwinden könnte.

Position des Pfarrvereins

Uns ist bewusst, dass viele Pfarrpersonen über lange Zeit zu günstigen Konditionen in grosszügigen Wohnverhältnissen gelebt haben und die Mietzinsen nach wie vor vergleichsweise tief sind. Gleichzeitig aber haben in den letzten Jahren die wohnsitzpflichtigen Teilzeitanstellungen stark zugenommen bzw. ursprünglich hochprozentige Anstellungsverhältnisse wurden signifikant gekürzt. Wir haben im Besonderen diese Kolleginnen und Kollegen vor Augen und weisen darum unsere Arbeitgeberin mit Nachdruck darauf hin, im Blick auf die Zukunft auch die Pfarrkollegen und -kolleginnen zu stärken, die die Pfarrhäuser bewohnen und so einen wesentlichen gesamtgesellschaftlichen Nutzen erbringen. Darum erwarten wir von unserer Arbeitgeberin, dass sie sich bei allen von einer Mietzinserhöhung Betroffenen meldet und ihnen im Sinne einer Rückenstärkung konkrete Möglichkeiten darlegt, mit der neuen Situation zukunftsfähig ihren Beruf auszuüben.